
Erfahre, wieso in der VUKA-Welt eine konstruktive Fehlerkultur als wichtiger Schlüssel zum Erfolg zu sehen ist. Und wie Akzeptanz, Vertrauen, Transparenz und Empowerment Dein Unternehmen fit für die aktuellen Herausforderungen machen.
I. Einleitung
Eine konstruktive Fehlerkultur ist heute mehr denn je der Schlüssel zum Erfolg für Unternehmen, den in einer durch Veränderung, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit geprägten Welt, wird es immer weniger gelingen, keine Fehler zu machen.
Fehler sind allgegenwärtig und treten in allen Organisationen auf. Obwohl Organisationen in der Regel versuchen, Fehler zu vermeiden, lassen sich menschliche Fehler nicht vollständig ausschließen. Daher ist es für Organisationen wichtig, ihre Strategien zur Fehlervermeidung durch Strategien zu ergänzen, die auf ein effektives Management von Fehlern abzielen, nachdem sie aufgetreten sind.
Prof. Dr. Michael Frese u. a.
Prof. Dr. Michael Frese u. a. haben in ihren Forschungsprojekt festgestellt, dass
- effektive Strategien des Umgangs mit Fehlern nicht nur negative Fehlerfolgen minimieren, sondern positive, wie Lernen und Innovation, fördern.
- die Chance aus Fehlern zu lernen steigt, wenn die Konsequenzen von Fehlern schwer wiegen.
- man aus eigenen Fehlern mehr lernt, als aus denen anderer.
- eine konstruktive Fehlerkultur vor allem für kreative Problemlösungsaufgaben Vorteile bietet.
- die Einführung einer positiven Fehlerkultur insbesondere dann gelingt, wenn die Akteure aktiv ermutigt werden, Fehler zu machen und sich auszuprobieren.
Jenseits dieser Forschungsergebnisse gibt es zahlreiche Artikel, die sich mit den positiven Wirkungen einer konstruktive Fehlerkultur befassen und die im Kern folgenden Aussagen bestätigen:
- Erfolgreiche Unternehmen haben erkannt, dass es wichtig ist, Fehler nicht um jeden Preis zu vermeiden, sondern aus Fehlern zu lernen und diese als Chance zur Verbesserung und Innovation zu betrachten.
- Eine Kultur, in der Fehler als Chance zur Verbesserung und Innovation betrachtet werden, fördert demnach die Kreativität und das Engagement der Mitarbeiter, stärkt das Vertrauen zwischen Mitarbeitern und Führungskräften und schafft eine Atmosphäre des Zusammenhalts und der Zusammenarbeit.
- Eine konstruktive Fehlerkultur kann dazu beitragen, dass Mitarbeiter motivierter und engagierter sind, Innovationen vorantreiben und langfristig zu einem erfolgreichen Unternehmen beitragen.
- Wenn Führungskräfte Fehler als Lernchancen betrachten und offen über ihre eigenen Erfahrungen sprechen, können sie eine Kultur schaffen, in der Fehler als normale und akzeptable Teile des Lernprozesses angesehen werden.

In diesem Blog-Beitrag werden wir uns damit befassen, wie eine konstruktive Fehlerkultur dazu beitragen kann, dein Unternehmen fit für die aktuellen Herausforderungen zu machen und welche Rolle Akzeptanz, Vertrauen, Transparenz und Empowerment dabei spielen. Abschließend werden wir den Zusammenhang von positiver Fehlerkultur und agilem Arbeiten betrachten.
II. Akzeptanz von Fehlern
In vielen Unternehmen herrscht immer noch die Vorstellung, dass Fehler etwas Schlechtes sind und um jeden Preis vermieden werden müssen. Doch diese Einstellung kann sich langfristig als hinderlich erweisen – insbesondere wenn Fehler große Auswirkungen haben. Stattdessen ist es wichtig, eine Kultur zu schaffen, in der Fehler als Chance zur Verbesserung gesehen werden. Eine konstruktive Fehlerkultur setzt dabei voraus, dass Mitarbeiter und Führungskräfte gleichermaßen akzeptieren, dass Fehler unvermeidlich sind und dass jeder Fehler eine Entwicklungsmöglichkeit bietet.
Mitarbeiter sollten ermutigt werden, ihre Fehler offen zu kommunizieren und im Team darüber zu sprechen, was sie aus ihnen gelernt haben. Sie sollten das Gefühl haben, dass ihre Fehler nicht gegen sie verwendet werden – ganz im Gegenteil: Wer Fehler zugibt und dazu beiträgt, dass andere diesen Fehler nicht machen, sollte belohnt werden. Denn: Wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, dass sie für ihre Fehler bestraft werden oder dass ihre Karriere darunter leidet, werden sie eher versuchen, ihre Fehler zu vertuschen oder zu vermeiden, was langfristig negative Auswirkungen auf das Unternehmen haben kann.
Auch Führungskräfte sollten eine offene Haltung gegenüber Fehlern einnehmen und sie als Chance zur Verbesserung und Innovation betrachten. Sie sollten Mitarbeiter ermutigen, ihre Fehler klar zu kommunizieren und sie dabei unterstützen, aus ihnen zu lernen. Eine konstruktive Fehlerkultur kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie von oben nach unten gelebt wird und Führungskräfte das Beispiel geben, indem sie selbst offen über ihre eigenen Fehler sprechen. Mehr dazu erfährst Du in meinem Blogbeitrag „ICH BIN CHEF, ICH WEISS DAS NICHT“
Insgesamt ist die Akzeptanz von Fehlern ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer konstruktiven Fehlerkultur und dazu, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Innovation und Wachstum gedeihen können.

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Führungskräfte im Mittelstand konkret ergreifen können, um eine Kultur der Akzeptanz von Fehlern in ihrem Unternehmen zu schaffen:
- Offene Kommunikation fördern
- Fehler als Chance zur Verbesserung betrachten
- Fehleranalysen durchführen
- Schulungen und Workshops anbieten
Indem Führungskräfte diese Maßnahmen ergreifen, können sie eine Kultur der Akzeptanz von Fehlern in ihrem Unternehmen schaffen und somit eine positive Fehlerkultur fördern.
III. Vertrauen als Grundlage einer konstruktiven Fehlerkultur
Eine konstruktive Fehlerkultur ist erst dann möglich, wenn zwischen Führungskräften und Mitarbeitern ein hohes Maß an Vertrauen besteht. Mitarbeiter werden kein Vertrauen haben, um neue Ideen auszuprobieren oder innovative Projekte voranzutreiben, wenn sie sich Sorgen machen, für Fehler bestraft zu werden oder wenn sie glauben, dass ihr Scheitern ihre Karrierechancen negativ beeinflussen wird.
Um Vertrauen aufzubauen, müssen Führungskräfte klare und transparente Regeln und Prozesse schaffen, die es den Mitarbeitern ermöglichen, ihre Arbeit ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu erledigen. Führungskräfte sollten auch bereit sein, ihre eigenen Fehler zuzugeben und daraus zu lernen, um das Vertrauen der Mitarbeiter zu gewinnen.
Ein weiterer wichtiger Faktor für den Aufbau von Vertrauen ist die offene Kommunikation. Führungskräfte sollten regelmäßig Feedback von ihren Mitarbeitern einholen und darauf reagieren, um das Vertrauen zu stärken. Mitarbeiter sollten sich frei fühlen, ihre Gedanken, Ideen und Meinungen mitzuteilen. Wichtig ist, dass ihre Vorschläge dann auch ernst genommen werden.
Der Wert von Vertrauen als Grundidee von Menschlichkeit in der Mitarbeiterführung wird gerade in Zeiten der digitalen Transformation unterschätzt. Mehr dazu kannst Du in meinem Blogbeitrag „DER WERT VON MENSCHLICHKEIT IN DER MITARBEITERFÜHRUNG“ erfahren.
Und was können Führungskräfte im Mittelstand konkret unternehmen, um Vertrauen im Sinne einer konstruktive Fehlerkultur im Unternehmen aufzubauen und aufrechtzuerhalten?
- Kommunikation auf Augenhöhe etablieren
- Fehler als Chance zur Verbesserung nutzen
- Offene Feedback-Kultur leben
- Verantwortung delegieren
- Vorbild sein.
Insgesamt ist Vertrauen ein entscheidender Faktor für eine positive Fehlerkultur. Wenn Mitarbeiter das Vertrauen haben, dass sie ihre Arbeit ohne Angst erledigen können und dass ihre Vorgesetzten bereit sind, aus Fehlern zu lernen, werden sie mit höherer Wahrscheinlichkeit neue Ideen ausprobieren und innovative Projekte vorantreiben.
IV. Transparenz und Offenheit fördern
Eine konstruktive Fehlerkultur erfordert darüber hinaus Transparenz und Offenheit im Unternehmen. Transparenz schafft ein Umfeld, in dem Mitarbeiter sich sicher fühlen können, offen zu kommunizieren und auch Fehler zu machen.
Führungskräfte im Mittelstand können eine Kultur der Transparenz und Offenheit im Unternehmen fördern, indem sie:
- Feedbackgespräche durchführen:
Feedbackgespräche schaffen eine Atmosphäre des Austauschs und fördern das Vertrauen zwischen Mitarbeitern und Führungskräften. Mitarbeiter sollten in der Lage sein, offen und ehrlich über ihre Erfahrungen und Herausforderungen zu sprechen, um konstruktives Feedback zu erhalten. - Offene Kommunikation fördern:
Führungskräfte sollten sicherstellen, dass alle Mitarbeiter auf allen Ebenen des Unternehmens informiert werden, was im Unternehmen passiert. Offene Kommunikation fördert das Vertrauen der Mitarbeiter in die Führungskräfte und schafft eine Kultur der Transparenz. - Fehler als Chance zur Verbesserung betrachten:
Führungskräfte sollten Fehler nicht als negatives Ereignis betrachten, sondern als Chance zur Verbesserung. Indem Fehler analysiert und diskutiert werden, können Führungskräfte und Mitarbeiter gemeinsam lernen und wachsen. - Fehlerkultur als Teil der Unternehmenskultur etablieren:
Eine Fehlerkultur sollte nicht nur ein Lippenbekenntnis sein, sondern als Teil der Unternehmenskultur etabliert werden. Führungskräfte sollten sicherstellen, dass Mitarbeiter wissen, dass Fehler erlaubt sind und es sogar erforderlich ist, diese offen zulegen, um Innovation und Verbesserung zu fördern. - Ein agiles Arbeitsumfeld schaffen:
Ein agiles Arbeitsumfeld schafft eine Atmosphäre des Vertrauens und der Zusammenarbeit. Mitarbeiter sollten in der Lage sein, flexibel und teamorientiert zusammenzuarbeiten und die kontinuierliche Anpassung an Veränderungen in den Vordergrund zustellen.
Diesen Aspekt von Führung beleuchte ich in meinem Blogbeitrag ERFOLG NUR IM DIALOG – DAS KONZEPT EGO-SOZIALER FÜHRUNG genauer, denn Führung in Zeiten der digitalen Transformation bedarf eines neuen Ansatzes. Mit dem Konzept der ego-sozialen Führung nimmst Du eine Perspektiverweiterung der situativen Führung vor und rückst damit den Dialog von Führungskraft und Mitarbeiter in den Fokus.

V. Empowerment von Mitarbeitern
Eine konstruktive Fehlerkultur kann nur funktionieren, wenn Mitarbeiter befähigt werden, Verantwortung zu übernehmen und eigenständig Entscheidungen zu treffen. Führungskräfte im Mittelstand sollten deshalb darauf achten, dass ihre Mitarbeiter genügend Handlungsspielraum und Entscheidungskompetenzen besitzen.
Hier sind einige Maßnahmen, die Führungskräfte ergreifen können, um die Empowerment von Mitarbeitern zu fördern:
- Delegieren von Aufgaben:
Indem Führungskräfte Aufgaben und Verantwortlichkeiten an ihre Mitarbeiter delegieren, können sie deren Kompetenzen und Fähigkeiten stärken und ihnen das Vertrauen schenken, dass sie in der Lage sind, Aufgaben eigenständig zu lösen. - Förderung der Kompetenzen:
Führungskräfte sollten in ihre Mitarbeiter investieren, indem sie ihnen gezielte Schulungen und Fortbildungen anbieten. So können sie nicht nur ihre Fähigkeiten und Kompetenzen verbessern, sondern auch ihr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen stärken. - Verantwortung für Entscheidungen:
Führungskräfte sollten ihren Mitarbeitern die Verantwortung für Entscheidungen übertragen und ihnen das Vertrauen schenken, dass sie in der Lage sind, diese Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. - Anerkennung von Leistungen:
Eine konstruktive Fehlerkultur muss auch die Anerkennung von Leistungen und Erfolgen beinhalten. Führungskräfte sollten daher ihre Mitarbeiter regelmäßig loben und für ihre Erfolge und Fortschritte belohnen. Dies kann das Selbstbewusstsein und die Motivation der Mitarbeiter stärken und ihre Bereitschaft erhöhen, Verantwortung zu übernehmen.
VI. konstruktive Fehlerkultur und agiles Arbeiten
Eine positive Fehlerkultur ist somit auch eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches agiles Arbeiten – und umgekehrt. Agile Methoden wie Scrum oder Kanban setzen auf regelmäßiges Feedback, ständige Verbesserung und schnelle Anpassung an Veränderungen. Fehler und Misserfolge können dabei wichtige Lernchancen bieten und zu Innovation und Fortschritt beitragen.
Agilen Prinzipien folgend ist es sogar unerlässlich Fehler zu machen, und zwar so früh wie möglich, um kostspielige Fehlentwicklungen und ineffiziente Alternativen auszuschließen.
Eine Kultur, in der Fehler als etwas Negatives betrachtet werden und Mitarbeiter Angst vor Fehlern haben, kann dem agilen Ansatz im Weg stehen und den Erfolg des Teams beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, eine konstruktive Fehlerkultur zu fördern.
Ebenso werden Unternehmen, in denen eine positive Fehlerkultur besteht, sich leichter tun, agile Arbeit einzuführen, da sie die positive Bedeutung eines konstruktiven Umgangs mit Fehlern bereits erlebt haben.

VII. Stellschrauben eine konstruktiven Fehlerkultur
Im bisherigen Verlauf dieses Blog-Beitrags haben wir uns damit beschäftigt, warum eine konstruktive Fehlerkultur für Unternehmen heutzutage unerlässlich ist und welche Bedeutung Akzeptanz, Vertrauen, Transparenz und Empowerment dabei haben. Doch an welchen Stellschrauben müssen Führungskräfte im Mittelstand drehen, um zu einer eine offene Fehlerkultur zu kommen?
- Unternehmenskultur:
Fehler sind Chance zur Verbesserung und Innovation. Dieser Grundsatz sollte in der Unternehmenskultur kodifiziert werden. - Führung:
Führungskräfte sollten den Mitarbeitern vermitteln, dass Fehler als Chance zur Verbesserung und Innovation betrachtet werden und damit Vertrauen aufbauen. Führungskräfte sollten selbst den Mut haben, Fehler einzugestehen und offen darüber zu sprechen, um Vertrauen und Transparenz im Unternehmen zu fördern. - Kommunikation:
Im Unternehmen sollten eine offene und transparente Kommunikation gefördert werden, die es Allen ermöglicht, über Fehler zu sprechen und diese zu diskutieren. Eine positive Feedbackkultur kann dazu beitragen, dass Fehler frühzeitig erkannt werden und man lösungsorientiert mit Ihnen umgehen kann. - Schulungen und Trainings:
Schulungen und Trainings können Mitarbeitern helfen, ihr Verständnis für die Bedeutung von Fehlerkultur zu vertiefen und sie zu motivieren, sich aktiv daran zu beteiligen.
Es gibt viele weitere Ansätze, um eine konstruktive Fehlerkultur zu fördern, aber diese fünf Stellschrauben sollten Führungskräfte im Mittelstand unbedingt nutzen, um eine Atmosphäre der Akzeptanz, des Vertrauens, der Transparenz und des Empowerments in ihrem Unternehmen zu etablieren. Und so für die Herausforderungen der VUKA-Welt besser gerüstet zu sein.
Dr. Michael Hoffschroer
Darüber hinaus gebe ich Dir drei Handlungsempfehlungen und 15 ganz konkrete Ansätze für die Entwicklung von Führungskompetenz in Zeiten der digitalen Transformation in meinem Blogbeitrag „WIE FÜHRST DU IN ZUKUNFT EIN ERFOLGREICHES HANDWERKSUNTERNEHMEN“.
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Quellen und weiterführende Literatur
- Projekt „Lernen aus Fehlern und Fehlermanagement in Organisationen: Bedingungen, Prozesse und Folgen“, Prof. Dr. Michael Frese und Prof. Dr. Nina Keith veröffentlicht auf gepris.dfg.de
- David A. Hofmann and Michael Frese, eds.: Errors in Organizations auf journals.sagepub.com
- „Aus Fehlern lernen? 5 Tipps für eine gesunde Fehlerkultur“ von Sarah Berger, erschienen auf unternehmer.de
- „Fehlerkultur – Sagen, was schiefläuft“ aus Harvard Business manager 4/2022
- „Innovationen durch Fehlerkultur“ von Dr. Georg Kraus, erschienen auf business-wissen.de
- „Die fehlertolerante Lernkultur – drei Fehlertypen“ von Anne M. Schüller erschienen auf business-wissen.de
- „Fehlerkultur – So werden Unternehmen zu lernenden Organisationen“ von Ben Laker erschienen auf wirtschaftswoche.de