Seit einigen Monaten läuft im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Handwerks die Kampagne „Fähig – Furchtlos – Female“. Das Deutsche Handwerk präsentiert erfolgreiche Handwerkerinnen, die mit Ihren Geschichten Mut machen und motivieren sollen, mehr junge Frauen ins Handwerk zu holen.
Auch ich habe hier am 12 April 2019 bereits eine solche Geschichte veröffentlicht (Fähig – Furchtlos – Female: Katrin Thoben), die zeigt, dass auch ins unserer Region junge Frauen das Handwerk zunehmend bereichern.
In Fortsetzung dieses Beitrags präsentiere ich Euch heute ein Interview mit Sophia Brinker. Sie hat im Sommer 2019 ihre Gesellenprüfung zur Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik vorzeitig abgelegt. Dabei hat Sie außergewöhnlich gute Leistungen gezeigt, so dass Sie am 10. August 2019 auf der Freisprechung in der Cloppenburger Stadthalle mit einem Diplom geehrt wurde. Ihre Ausbildung hat Sie bei der Firma Sieverding Heizungs- und Sanitärtechnik GmbH in Cappeln absolviert.
Mit Ihrer Leistungsbereitschaft, ihrer Begeisterung und ihrem offenen Zugehen ist Sie für mich ein Ideales Vorbild für das Motto „Fähig – Furchtlos – Female“
Das Interview im Wortlaut
Handwerksmacher (HM): Sophia, Du hast vor Kurzem Deine Prüfung zur Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik mit Diplom bestanden. Herzlichen Glückwunsch dazu. Was hat Dich dazu gebracht, gerade diesen Beruf zu lernen?
Sophia Brinker (SB): Bereits früh habe ich bemerkt, dass mir handwerkliches Arbeiten viel Freude bereitet. Aufmerksam auf diesen Beruf wurde ich durch meinen Vater, der auch in diesem Bereich tätig ist.
Ein Praktikum als Anlagenmechanikerin für SHK und die vielfältige Arbeit dort war dann der ausschlaggebende Grund für meine Entscheidung.
HM: Du hast als eine der Ersten die Prüfung nach der neuen Ausbildungsordnung, also mit einer gestreckten Gesellenprüfung und neuen Prüfungsaufgaben, gemacht. Was rätst Du den aktuellen Auszubildenden, wie Sie sich gut auf diese Art der Prüfung vorbereiten?
SB: Wichtig ist es, in der Schule und auch besonders bei den Lehrgängen aufzupassen, um zu wissen, was auf euch zukommt. Strengt euch an, arbeitet genau und geht mit einem gewissen Ernst die Arbeitsaufgaben an.
HM: Was sind Deine drei Lieblingsarbeiten als Anlagenmechanikerin SHK? Und welche Arbeit hat Dir am wenigsten Spaß gemacht?
SB: Lieblingsarbeiten bzw. Arbeiten die ich gar nicht mag, gibt es für mich nicht. Die Abwechslung in dem Beruf ist einfach riesig. Mir gefällt, dass man nicht nur die ständig wechselnden Arbeiten hat, sondern auch die Kundengespräche und das Planen der Baustelle. Hausinstallation, Heizungswartungen und sanitäre Objekte einbauen sind nur einige schöne Arbeiten. Man kann am Ende des Tages stolz sein, wenn man sieht, was man geschafft hat und die Kunden mit dem Geleisteten zufrieden sind.
HM: Welche wichtigen technischen oder organisatorischen Entwicklungen erlebst oder erwartest Du für das SHK-Handwerk der Zukunft?
SB: Ich vermute, dass die Digitalisierung (Vernetzung zwischen Haus und Heizungssystem, Smart Home) immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Außerdem glaube ich, dass die Nachhaltigkeit (Technologien um die Umwelt zu schonen) eine große Rolle für uns spielen wird.
HM: Frauen im Handwerk. Ist das heute noch etwas Besonderes? Wie bist Du mit Deiner Rolle als Frau im Handwerk umgegangen?
SB: Ich denke den typischen „Männerberuf“ gibt es heute nicht mehr. Auf der Baustelle hat man immer wieder Handwerkerinnen gesehen, wobei ich in der Berufsschule noch die einzige Frau war. Bei den Kunden gibt es oft überraschte Gesichter, wenn die Arbeiten von einer Frau erledigt werden. Man lernt aber schnell damit umzugehen.
HM: Würdest Du anderen Frauen eine Ausbildung im Handwerk empfehlen? Was sollten Betriebe und Handwerksorganisationen tun, um mehr Frauen den Weg ins Handwerk zu ebnen?
SB: Natürlich würde ich es empfehlen, wenn ihr Interesse an handwerklicher Arbeit habt, einen abwechslungsreichen Alltag haben wollt und den Kontakt zu den Kunden schätzt. Oft hilft ein Praktikum dabei, erste Eindrücke von dem Unternehmen und der Arbeit zu gewinnen und zu erkennen, ob es das Richtige für euch ist.
HM: Könntest Du Dir vorstellen, als Ausbildungsbotschafterin oder Mentorin andere junge Frauen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern? Wie würdest Du dabei vorgehen?
SB: Ja, ich finde es eine super Sache. Ich denke es ist wichtig, dass man schon früh beginnt (zum Beispiel in Schulen) mit Vorurteilen aufzuräumen, um den Schülern und Eltern damit zu zeigen, dass es nicht nur mit harter körperlicher Arbeit zu tun hat, sondern auch viel Technik (smarte Technologien, autonome Gebäudetechnik) dahintersteckt.
HM: Wie geht´s bei Dir jetzt beruflich weiter? Was sind Deine kurzfristigen und langfristen beruflichen Ziele?
SB: Im Herbst geht es für mich weiter ans Lernen. Die Zeit zwischen dem Lernen werde ich nutzen, noch mehr Erfahrungen im Handwerk zu sammeln. Langfristig erhoffe ich mir, dass ich dem Bauwesen treu bleiben werde und ich weiter Spaß an meiner Arbeit habe.
HM: Gibt´s noch einen persönlichen Geheimtipp, den Du jungen Menschen, die sich auf dem Weg in eine Ausbildung befinden oder die ihre Ausbildung gerade begonnen haben, mit auf den Weg geben willst?
SB: Habt Spaß an dem was ihr macht! Mit einer handwerklichen Ausbildung stehen euch alle Türen offen, nutzt diese! Denn das Haus entsteht zwar auf dem Papier, aber für die Umsetzung, bzw. das letztendliche Resultat sind wir zuständig.
PS: Wenn Du mehr über Sophia erfahren möchtest, schau auf ihrem Facebook-Profil vorbei.
Meine Nichte hatte mir bei unserem letzten Treffen von einem Stellenangebot als Anlagenmechanikerin erzählt und dass sie sich gerne für diese Stelle bewerben möchte. Sie war handwerklich schon immer begabt. Dass es den typischen „Männerberuf“ heute nicht mehr gibt, stimme ich absolut zu!