Im Frühjahr 2019 habe ich ein ganz besonderes Gespräch mit Handwerkmensch, Maren Ulbrich geführt. Im Rahmen des Launches ihrer Meisterklasse hat Sie mich zum Thema „3 Anker im Mindset erfolgreicher Unternehmer“ interviewt und das Ganze live in ihrer Facebook-Gruppe übertragen. Inzwischen ist das Interview auch als Podcast auf ihrem Kanal erschienen.
Quasi als Revanche hat Maren nun diesen Gastbeitrag für meinen Blog geschrieben. Sehr empfehlenswert – gerade für die vielen KMU im Handwerk.
Wie lange Du es Dir noch leisten kannst, Deine Mitarbeiter nicht zu entwickeln
Deine Mitarbeiter sind der Erfolgsfaktor Deines Betriebes – mitunter auch ein entscheidender Misserfolgsfaktor und damit Grund dafür, warum es in Deinem Betrieb eben nicht rund läuft. Mitarbeiterorientierung zu leben und zu zeigen, dass Du Dich als authentische Führungskraft mit ihren Stärken und Schwächen und persönlichen Herausforderungen auseinandersetzten kannst und möchtest, zeigt den Grad Deiner persönlichen Bindungsfähigkeit an Deine Mitarbeiter. Befolgst Du diese bedarfsorientierte Führungsmöglichkeit, bei der Du sie mehr als nur als Humankapital betrachtest, das Aufträge abzuarbeiten hat, wirst Du viel Freude an Deinen Mitarbeitern haben. Das ist aktive Mitarbeiterbindung.
Mitarbeiter wollen heute geführt und gebunden werden. Die Wünsche und Bedarfe der Mitarbeiter dabei zu berücksichtigen, ist das A & O heutiger Führung. Das setzt voraus, dass Handwerksbetriebe heute konkret für den einzelnen Mitarbeiter definieren und dokumentieren, mit welcher Qualifikation und mit welchen Talenten und Neigungen jeder Mitarbeiter heute ausgestattet ist. Die Bestandsaufnahme ist mindestens genauso wichtig, wie die Berücksichtigung der Entwicklungswünsche jedes Einzelnen. Dabei spielen aber nicht immer nur die klassischen Ausbildungswege, durchgeführten Weiterbildungen und besuchten Produktschulungen und Messen eine Rolle.
Auch die persönliche Entwicklung des Mitarbeiters ist entscheidend. Daher ist die Frage danach mehr als zulässig, welchen Hobbys Dein Mitarbeiter in seiner Freizeit nachgeht, welche Werkzeuge, Maschinen, Apps oder auch Systeme er in seinem Feierabend und am Wochenende nutzt, worin er Leidenschaften entwickelt, wofür er brennt. Nicht selten ergeben sich daraus besondere soziale oder technische Talente. Auch Mitgliedschaften in der freiwilligen Feuerwehr, beim THW oder Hobbys wie Video- oder Fotogestaltung finden wir oft nur selten in den klassischen Lebensläufen, die uns mehr über den Bewerber bzw. zukünftigen Mitarbeiter verraten sollen. Allerdings kannst Du gerade die damit verbundenen Talente in Deinem Betrieb nutzbar machen und dafür sorgen, dass sich Dein Mitarbeiter ganz besonders mit Deinem Betrieb identifiziert.
Plötzlich wird damit der eigentliche Job viel mehr als nur ein Job, mit dem das Leben finanziert wird.
Maren Ulbrich – Handwerksmensch
Die Marschroute der Entwicklung ergibt sich dann aus der Summe der heutigen Wissensbasis Deines Mitarbeiters sowie den zukünftigen Entwicklungswünschen der Mitarbeiter selbst und Deiner Einschätzung als Arbeitgeber zu seinen Talenten. Selbstverständlich dürfen in der Qualifizierungsausrichtung Deiner Mitarbeiter die Bedürfnisse des Marktes nicht unberücksichtigt bleiben.
Wie Du A-, B- und C-Mitarbeiter erkennst
Entlang der Beschäftigungszeit Deines Mitarbeiters in Deinem Betrieb gilt es dann, verschiedene Gesprächsanlässe fernab des Tagesgeschäfts zu nutzen, um an genau jene Informationen zu kommen, die Deinen Mitarbeiter sich gebunden fühlen lassen. Zu diesen Anlässen zählen auch die oftmals verpönten und in wenigen Minuten abgehandelten Vorstellungsgespräche. Auch heute werden viel zu selten Bewerbungsunterlagen als Ausgangslage gesichtet und im Gespräch auf Basis dieses Grundgerüsts Fragen in die Tiefe gestellt. Sind wir doch mal ehrlich: in der Regel geben Facharbeiter standardisierte und wenig spezialisierte Bewerbungen ab – wenn überhaupt. Der sich im Trubel des Alltags befindliche Inhaber hat wenig Ressourcen, um den Bewerber mit Fingerspitzengefühl auf Herzen und Nieren zu testen, ohne ihn im Gespräch abzuschrecken. Viel zu selten wird auch heute noch der Blick darauf geworfen, ob der relevante Bewerber überhaupt ins Team passt. Im Dilemma des Fachkräftemangels sind doch viele Inhaber heute froh, überhaupt einen Bewerber zu bekommen, der nicht zum Wettbewerb oder in die Industrie gegangen ist.
Entsprechend der Strategie, die besten Mitarbeiter zu finden und zu binden, hat Jörg Knobloch die ABC-Regel für die moderne Personalarbeit entwickelt (www.abc-personal-Strategie.de). Entsprechend sollte ein Betrieb in seiner Personalstrategie danach streben, die A-, B- und C-Mitarbeiter zu identifizieren und hierfür Strategien zu entwickeln. Auch das ist Personalarbeit par excellence. A-Mitarbeiter sind Mutmacher; sie sind unbedingt zu halten, selbstverständlich über individuelle Entwicklungsmöglichkeiten. B-Mitarbeiter sind die Mitmacher Deines Betriebes, die Du fördern solltest. Miesmacher Deines Betriebes sind die C-Mitarbeiter, von denen Du maximal 10% beschäftigen dürftest. A- Mitarbeiter sollten mindestens 20% des Personalstamms ausmachen, B-Mitarbeiter circa 70%.
Die Frage von Inhabern, die die Bedeutung heutiger Personalentwicklungssysteme erkannt haben, muss demnach lauten, ob der betrachtete Mitarbeiter ein A-, B- oder C-Kandidat ist und wie er jenen richtig „abholen“ und entwickeln kann.
Welche Gesprächsanlässe Bindung schaffen
In regelmäßigen persönlichen Gesprächen mit den Mitarbeitern wie Mitarbeiterjahres-, Personalentwicklungs- und Feedback- bzw. Beurteilungs- und auch Krankenrückkehrgesprächen wirst Du 1:1 zu erfahren, was Deinen Mitarbeiter bewegt, was ihn traurig stimmt und wonach er strebt. Nicht zu unterschätzen ist seine persönliche, private Gesamtsituation sowie seine gesundheitliche Verfassung.
Erst in diesem bunten Komplex an Gesprächen, die nur außerhalb des Tagesgeschäfts stattfinden können, wirst Du Bindungsgefühle erzeugen können – Personalentwicklung par excellence. Wer denken mag, dass sich hinter der Personalentwicklung immer hochgradig komplexe, überteuerte und mit Ortswechseln verbundene Weiterbildungen verbergen, der irrt. Denn am Ende geht es um Menschen, die „abgeholt“ werden wollen. Da ist so manche Gutscheinkarte vielleicht weniger wert, als die täglichen 30 Minuten späterer Arbeitsbeginn, um den Sohnemann in die Krippe bringen zu können.
Personalarbeit hat viele Gesichter. Anfangen ist die Devise. Es muss nicht immer teuer sein.
Maren Ulbrich – Handwerksmensch
In diesem Sinne, bis bald
Eure Maren Ulbrich – Handwerksmensch
[Text enthält Werbung]
Danke!
Liebe Maren,
vielen Dank für Deinen Beitrag und die Möglichkeit, mich in Deinem Podcast, in Deiner Facebook-Gruppe und in Deinem Blog zu präsentieren. Die Zusammenarbeit macht nicht nur Spaß, sie liefert auch wertvolle Impulse für die Entwicklung des Handwerks.
Lieben Gruß,
Michael
PS: Schaut zum Thema Mitarbeitergespräche gern auch meinen Blog-Beitrag an: Warum jährliche Mitarbeitergespräche Zeitverschwendung sind!
Über die Autorin
Maren Ulbrich ist Inhaberin von Handwerksmensch. Sie sorgt mit Ihrem Beratungsunternehmen deutschlandweit analog und digital für zufriedene, gesunde und motivierte Mitarbeiter im Handwerk. Mit der Meisterklasse hat sie sich geklont und es erstmals möglich gemacht, mit Inhabern Schritt für Schritt auch digital in Begleitung an ihren Strukturen zu arbeiten.
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