Ein Gastbeitrag von Dennis Makselon
Freitagmorgen im Juni 2018, die Vorlesung im Bachelormodul „Bilanzielles Rechnungswesen“ im Fachbereich Wirtschaft an der Hochschule Emden/Leer beginnt mit einer Vorstellungsrunde.
Vor der Studiengruppe steht Dennis Makselon, hauptberuflich bei der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg als Führungskraft tätig und darüber hinaus Lehrbeauftragter an der ostfriesischen Hochschule.
Nachfolgend schildert Dennis seine Eindrücke von diesem Freitagmorgen:
Studierende aus dem Handwerk fallen auf
Es fällt auf, dass einige Studenten über eine handwerkliche Grundausbildung verfügen. In der ersten Pause muss ich sofort meine Neugier stillen. Ich komme mit dem entsprechenden Studenten ins Gespräch und frage ihn nach seinen Beweggründen ein wirtschaftswissenschaftliches Studium aufzunehmen und nicht, wie eigentlich üblich, nach Vollendung der Gesellenprüfung einen Meisterkurs zu belegen.
Die Motivation
Es war für ihn sofort klar, ein Studium in einem Nichttechnischen-Studiengang zu vollziehen. Er möchte sich wissenschaftlich mit unternehmerischen Prozessen auseinandersetzen, vor dem Hintergrund, sich einmal entsprechend selbständig zu machen oder eine Führungsposition im Unternehmen einzunehmen. Zusätzlich möchte er aber nicht seine handwerkliche Grundausbildung außer Acht lassen. Ich vertiefe das Gespräch. Die Ausführungen sind nachvollziehbar. Dieses „Phänomen“ hat mich dazu veranlasst, diese gewonnenen Kenntnisse auf das Handwerker-Unternehmertum zu transferieren.
Durch die handwerkliche Grundausbildung im jeweiligen Gewerk bekommen die Auszubildenden in den Lehrjahren einen Einblick in das jeweilige Unternehmen. Dennoch besteht der Fokus klar darin, das entsprechende Handwerk zu erlernen. Herkömmlicherweise schließt sich nach der Gesellenprüfung ein Meisterkurs an, um sich letztendlich einmal selbständig machen zu können oder ggf. „gewisse“ Verantwortungsbereiche im Unternehmen wahrzunehmen.
Die Ziele
Durch ein wissenschaftliches Studium, beispielwisse im Bereich der Betriebswirtschaft, erlangen die Studierenden Kenntnisse zu Unternehmensprozessen bzw. zur Steuerung von Unternehmen. Bestimmte Bereiche werden auch im Teil III der Meistervorbereitung abgedeckt, aber nicht hinreichend vertieft. Um diesen Aspekt der Vertiefung geht es explizit.
Module, wie z.B. „Betriebliche Steuerlehre“, „Controlling“, „Unternehmensführung“ vermitteln umfängliche Kenntnisse zur Führung eines Unternehmens.
- Warum muss eine Umsatzsteuervoranmeldung abgegeben werden,
- mit welcher Steuerbelastung muss ich mich als Unternehmer auseinandersetzen,
- wie führe ich mein Personal bzw. wie setze ich meine Kalkulation um?
Alles Fragestellungen, die für die operative Steuerung eines Unternehmens wichtig sind.
Ein weiterer Aspekt ist demgegenüber der Prozess der Produktion, der letztendlich den Umsatz generiert.
- Wie ist der Produktionsablauf,
- wie funktionieren die Maschinen,
- wie sieht es mit Instandhaltungsmaßnahmen aus?
Letztendlich sind dies genauso wichtige Fragestellungen, mit denen sich ein Unternehmer auseinandersetzen muss.
Die Vorteile
Durch eine technische Ausbildung/Vorbildung im Handwerk, kann die jeweilige Person diese Prozesse wesentlich besser nachvollziehen, als eine „handwerkfremde“ Person. Darüber hinaus besteht eine andere Art der Wertschätzung in der Belegschaft.
Es bleibt festzuhalten, dass eine Kombination von handwerklicher Grundausbildung mit angeschlossenem Studium aus Unternehmersicht durchaus Vorteile mit sich bringt.
- Dieser ausgebildete Personenkreis kann eine grundsolide praktische, aber auch theoretische Ausbildung vorweisen, die Unternehmer in Handwerksbetrieben bestmöglich nutzen können.
- Diese Personengruppe versteht die Belegschaft, die handwerklich tätig sind, da diese selber einmal ein Teil dieses Prozesses waren.
- Außerdem kann der Betriebsinhaber durch den Erwerb der umfänglichen Kenntnisse während des Studiums vom jeweiligen Mitarbeiter unterstützt werden, da er aktuelle theoretische Erfahrungen aus dem Studium mitbringt.
Aspekte, die durchaus positiv und effizient zu bewerten sind.
Das Fazit
Noch sind diese Personengruppen eher die Ausnahme. Es bleibt abzuwarten, wo diese spannende Entwicklung hingeht. Dennoch ist eine Vereinbarkeit von Theorie und Praxis in diesem Sinne denkbar und empfehlenswert. Vielleicht sollten die Betriebsinhaber gezielt auf diese Personengruppe zukünftig setzen.
Ich hoffe, mit diesem Beitrag einen Impuls gesetzt zu haben. Über entsprechende Kommentare und erste Einschätzungen zu dieser Thematik auf www.handwerksmacher.de wäre ich dankbar!
Euer
Dennis
Der Autor
Dennis Makselon ist seit 1,5 Jahren als Verwaltungsleiter bei der Kreishandwerkerschaft in Cloppenburg tätig. Zu seinen Aufgaben bzw. Verantwortungsbereichen zählt u.a. das Finanz- und Personalwesen sowie die Rechtsberatung der Innungsmitglieder. Des Weiteren ist er seit einigen Jahren nebenberuflich als Lehrbeauftragter im Fachbereich Wirtschaft an der Hochschule Emden/Leer tätig, wo er die Module „Bilanzielles Rechnungswesen“ sowie „Buchführung“ anbietet.
Von meinen bisherigen Erfahrungen in diesen Bereichen, gerade im Hinblick auf das HANDWERK, berichte ich in diesem Beitrag.
Dennis Makselon
Vielen Dank Dennis, dass Du diesen Gastbeitrag geschrieben hast. Eine spannende Sichtweise auf das Thema, zu der ich sicherlich in einem der nächsten Beiträge nochmals kritisch Stellung nehmen werden.
Handwerksmacher – Michael Hoffschroer
Bildquelle: https://www.emden.de/emden/hochschule-emden-leer/