Siehst Du in Deinem Gegenüber eher einen Konkurrenten oder eine Chance? Bist Du Einzelkämpfer oder Teamplayer? Im Folgenden will ich Dir kurz erklären, wieso ich überzeugt bin, dass wir in der Unternehmensführung mehr Kooperation wagen sollten.
Vorteile von Kooperation in der Unternehmensführung
Eine meiner Grundüberzeugungen ist, dass der Mensch an sich ein Mängelwesen ist. Wir alle haben nur begrenzte Fähigkeiten und Fertigkeiten. Wir nehmen Dinge falsch wahr oder treffen aufgrund von Vorurteilen vorschnelle Entscheidungen. In manchen Dingen sind wir – trotz aller Stärken, die wir genauso selbstverständlich haben – einfach nicht so gut wie andere. Oder kennt ihr jemanden, der in allen Dingen perfekt ist – und dies nicht nur behauptet?
In der Volkswirtschaftslehre gibt es den Begriff der komperativen Vorteile. Diese entstehen, wenn zwei Länder kooperieren und sich bei der Produktion von Gütern jeweils auf das Gut spezialisieren, das sie am besten produzieren können und gleichzeitig den Austausch von Gütern vereinbaren. Jeder macht das, was er am besten kann und damit arbeiten alle effizienter.
Gerade als Mängelwesen in einer sich immer komplexer entwickelnden Umwelt ist es deshalb wichtig, sich Kooperationspartner zu suchen, die die eigenen Schwächen ausgleichen oder die eine andere Perspektive einbringen.
Kurzum: funktionierende Kooperationen helfen uns, besser zu werden.
Voraussetzungen für funktionierende Kooperationen
Aber nicht jede Kooperation funktioniert. Vielmehr müssen bestimmte Voraussetzungen vor, während und bestenfalls auch nach der Zusammenarbeit gegeben sein. Hier die aus meiner Sicht Wichtigsten:
- Die Zusammenarbeit sollte an einem klar definierten, gemeinsamen Ziele orientiert sein. Das gemeinsame Ziel dient quasi als Kompass auf dem Weg und als Indikator für den Erfolg der Kooperation.
- Die Auswahl des Kooperationspartners sollte so erfolgen, dass die Kompetenzen im Team sich ergänzen und dadurch die Chance besteht, dass aus dem Gemeinsamen mehr wird als die Summe seiner Teile.
- Außerdem muss gegenseitiges Vertrauen gegeben sein. Niemand darf die Befürchtung haben, vom anderen übervorteilt zu werden. Gewachsene Kooperationen sind deshalb oftmals im Vorteil.
- Ein möglichst partnerschaftliches Miteinander ist eine weiterer Erfolgsfaktor. Dabei müssen sich die Kooperationspartner aber Bewusstsein, dass eine kooperative Grundhaltung nicht vollständig durch rechtliche Vereinbarungen und Regeln ersetzt werden kann.
- Am Ende einer Kooperation oder eines Kooperationsprojektes sollte eine ehrliche Analyse stehe, die allen Seiten ihren Nutzen verdeutlicht. Sollten dabei Ungleichgewichte erkennbar werden, die sich nicht für jeden erschließen, sind das Ansatzpunkte, die mindestens vor einer weiteren Zusammenarbeit geklärt werden sollten.
Vier Beispiele für funktionierende Kooperationen
1) Innungen – regionale Unternehmenskooperationen
Als Hauptgeschäftsführer einer Kreishandwerkerschaft und der angeschlossenen Innungen ist mir das Thema Kooperation ja quasi in die Wiege gelegt. Innungen sind als freiwilliger Zusammenschluss der selbständigen Handwerker eines Gewerkes per se auf Kooperation angelegt. Insofern sehe ich zahlreiche Projekte, betriebsübergreifende Maßnahmen und Angebote, die wir in Cloppenburg anbieten können, als Paradebeispiel für funktionierende Kooperationen. Einzelne, insbesondere kleinere Betriebe wären nicht in der Lage, diese Themen für das eigene Unternehmen oder gegenüber der Öffentlichkeit abzudecken.
Die Zusammenarbeit der Handwerksbetriebe ermöglicht eine gebündelte Interessenvertretung auf regionaler Ebene. Nur durch das gemeinsame Auftreten gegenüber Politik und Verwaltung gelingt es, die Interessen des Handwerks im Landkreis Cloppenburg angemessen zu kommunizieren.
Kreishandwerkerschaft Cloppenburg: Sieben Gründe, Innungsmitglied zu werden!
Aber nicht nur für unsere Mitgliedsbetriebe bietet die Handwerksorganisation Kooperationsplattformen, sondern auch für Führungskräfte in den Innungen, Kreishandwerkerschaften und Verbänden.
2) OOO-Tagungen – regionaler Erfahrungsaustausch
Ein herausragendes Beispiel ist das Treffen der hauptamtlichen Spitzen der Kreishandwerkerschaften aus den Kammerbezirken Ostfriesland, Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim und Oldenburg mit den Kolleginnen der Unternehmerverbände Handwerk und der Landesvereinigung Bauwirtschaft. Auf diesen so genannten OOO-Tagungen tauschen wir uns regelmäßig über handwerkspolitische Entwicklungen auf EU-, Bundes- und Landesebene und unsere dazugehörenden Einschätzungen aus.
Dort besprechen wir aktuelle arbeits- und sozialrechtliche Fragestellungen im Kreise von Juristen, Wirtschaftsfachmännern, Pädagogen und sonstigen Menschen, die Verantwortung für die Leitung einer Kreishandwerkerschaft im Nordwesten Niedersachsens übernommen haben.
Und fast immer werden zumindest am Rande der offiziellen Tagesordnung ganz bedeutsame Fragen, rund um die organisatorische Aufstellung oder unternehmensstrategische Ausrichtung einer Kreishandwerkerschaft besprochen oder konkrete, projektbezogene Zusammenarbeiten zwischen einzelnen Kreishandwerkerschaften grundgelegt.
3) HPI-Kontaktstudium – überregionales Netzwerk
Im Bereich der Berufsbildung und Wirtschaftsförderung – zwei Schwerpunkten unserer Tätigkeit in der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg – bietet das Heinz-Piest-Institut, Hannover eine sehr gute Kooperationsplattform. Im jährlich stattfindenden zweitägigen HPI-Kontaktstudium geht es um folgenden Schwerpunkten:
- Förderung/Finanzierung überbetrieblicher Bildungsstätten
- Führung überbetrieblicher Bildungsstätten
- Strukturänderungen, Personalentwicklungen, Marketing
- Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit
- Planung von Kompetenzzentren
- Innovationsfähigkeit und Technologietransfer
- Neue Techniken, Zukunftstechnologien
- Lernformen und Lerntechniken, Multimedia
- Qualitätsmanagementsysteme, Zertifizierungen
- Sonderprogramme zu aktuellen Themen
Fester Bestandteil des Kontaktstudiums ist die Diskussion aktueller Fragen der Berufsbildung und der Gewerbeförderung mit Vertretern des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), des Bundesinstitutes für Berufsbildung (BiBB) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Die Veranstaltung ist so aufgebaut, dass der Erfahrungsaustausch zwischen den Führungskräften handwerklicher Bildungsstätten untereinander und mit den öffentlichen Zuwendungsgebern gefördert wird.
4) Montagsrunde – innerbetriebliche Kooperation
Neben den o. g. Beispielen überbetrieblicher Kooperationen, stelle ich abschließend gern noch meinen Ansatz einer innerbetrieblichen Kooperation. Unter diesem Gesichtspunkt habe ich nämlich in den letzten Jahren daran gearbeitet, das Führungsteam der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg aufzustellen.
- Weniger Hierarche mehr Kooperation.
- Klar orientiert an den oben beschriebenen Grundsätzen einer funktionierenden Kooperation arbeite ich inzwischen mit drei Kollegen in der so genannten Montagsrunde in der Geschäftsleitung der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg zusammen.
- Vier unterschiedliche Persönlichkeiten, vier unterschiedliche Kompetenzprofile, vier unterschiedliche Lebensläufe – ein gemeinsames Ziel. Das ergänzt sich, erzeugt Reibung und Energie.
- Regelmäßige Austauschrunden – in der Regel Montagsvormittags, daher der Name Montagsrunde – und der Versuch, hier möglichst partnerschaftlich zu agieren, eine offene Diskussionskultur zu pflegen und eine nachhaltige Zusammenarbeit zu etablieren, dienen dem langfristigen Aufbau von persönlichen Vertrauensverhältnissen.
- Hierzu nehmen wir auch regelmäßig externe Unterstützung in Anspruch.
Diese externe Unterstützung durch einen Coach dient aber auch der Evaluation unseres Tuns. Denn wir stellen selbstverständlich auch bei uns immer noch Optimierungsmöglichkeiten fest (um ehrlich zu sein, knatscht es auch bei uns hin und wieder sogar noch richtig herftig).
Doch bei allen persönlichen Anstrengungen und Rückschlägen für das eigene Ego, die mit dieser kooperativen Art der Führung verbunden sind, steht für mich außer Frage, dass ich ohne diesen Stil viele der Ziele, die wir uns/ ich mir für die Kreishandwerkerschaft gesetzt habe, nicht oder nicht so rasch erreicht hätten.
Jetzt bist Du dran:
Also, wie stehst Du zum Thema „Mehr Kooperation wagen“? Was sind Deine Beispiele gelungener Kooperation? Woran sind Deine Kooperationsprojekte gescheitert? Schreib mit gern einen Kommentar oder hinterlasse einen Hinweis, auf welches Thema, auf welchen Aspekt ich näher eingehen soll.
Ein Kommentar